Was können wir tun, um die voranschreitende Zerstörung komplexer Ökosysteme durch die Fischfarmindustrie zu verhindern?

Ob der kanadische Campbell River oder bis vor 100 Jahren noch der Rhein: Das Leben aller Lachse beginnt in ihren Geburtsflüssen im Süßwasser.

Von dort aus machen sie nach einem bis drei Jahren eine so genannte Osmose durch, wandeln sich also von Süß- zu Salzwasserfischen und wandern in den atlantischen bzw. pazifischen Ozean. Dies ist jedoch kein Abschied für immer, denn einmal im Leben kehren die Lachse zurück vom Ozean in ihre Heimatflüsse, um dort ihre Laichplätze zu erreichen und sich fortzupflanzen.

Seit etwa fünf Jahren sind in den Flüssen jedoch immer weniger Lachsrückkehrer zu finden. Die Untersuchung von Lachskadavern hat hier gezeigt, dass die verendeten Tiere häufig mit so genannten Reoviren infiziert sind, die zwar für den Menschen ungefährlich sind, die Wildlachse hingegen stark schwächen und ihr Herz angreifen. So geschwächt schaffen sie es oft aus dem Ozean nicht mehr zurück bis in ihre bis zu 6000 km entfernten Heimatgefilde. Im kanadischen British Columbia verzeichnete man so 2019 so wenige rückkehrende Rotlachse wie noch nie zuvor.

Ursächlich sind dafür Lachsfarmen: Zuchtbetriebe, in denen atlantische Lachse in Massen gezüchtet werden.

Durch die offenen Netze, in denen die Zuchtlachse in Massen gehalten werden, treten Viruspartikel aus und Wildlachse können sich anstecken. Doch nicht nur Viren gelangen in den Ozean, auch organische Partikel, Exkremente und Futterreste. Der nährstoffreiche Abfall erstickt so auf dem Boden lebende Organismen und reduziert den Sauerstoffgehalt im Wasser. Hinzu kommt häufig noch das Blut von Schlachtfischen, welches teils ungefiltert auf den Hauptwanderrouten der Wildlachse in den Ozean gepumpt wird.

 

Bis zu 200.000 Lachse dürfen in Norwegen in einem Netz von 50 Metern Durchmesser gehalten werden.

Diese Bedingungen sind ideal für die Vermehrung von Krankheiten und Parasiten, z.B. der Seelaus. Seeläuse fressen sich in die Haut der Fische und schwächen ihr Immunsystem, die entstehenden Wunden können sich leicht entzünden. Gegen die Seeläuse werden in den Lachsfarmen auch umweltschädliche Insektizide eingesetzt. Was bleibt, sind also mit Insektiziden verseuchtes Wasser, Krankheiten und Parasiten, die sich ungehindert in den Fjorden ausbreiten.

Jedes Jahr entkommen mindestens 500.000 Zuchtlachse aus den Netzen der Farmen und wandern ins Süßwasser:

In Norwegens Flüssen gibt es mittlerweile genau so viele Zuchtlachse wie Wildlachse. Gleichzeitig ist Norwegens Wildlachsbestand innerhalb der letzten 30 Jahre um 80 % zurückgegangen. Die Nachkommen von Kreuzungen zwischen beiden Lachsarten haben hier nur geringe Überlebenschancen.

Was aber können wir als Konsumenten tun, um diese voranschreitende Zerstörung komplexer Ökosysteme durch die Fischfarmindustrie zu verhindern?

Wir können uns für bewussteren Konsum, besseren Umweltschutz und damit für nachhaltigen Lachs entscheiden. Wir können aufmerksamer sein und darauf achten, woher der Fisch kommt, den wir essen. Geschlossene Kreislaufanlagen an Land sind hier eine echte Alternative, denn die Tage der Wasserhaltung sind gezählt.


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